Mein Freund Konsalik
Die Geschichte unserer Freundschaft begann in München mit einem sonderbaren, glücklichen Zufall: Als ich eines Abends ins Hotel »Königshof« zurückkehre, komme ich eben dazu, wie ein anderer Gast des Hauses einen für mich bestimmten Brief beim Empfang hinterlegen will. Der Mann dort, der mich just eintreten sieht, deutet auf mich. »Da ist ja Herr Millowitsch selbst. Wenn Sie ihm Ihren Brief gleich persönlich übergeben wollen… ?« So geschah es denn auch, der Briefschreiber nannte seinen Namen: »Konsalik«, und wir waren uns auf Anhieb äußerst sympathisch. Und dies nicht nur als die zwei »kölschen Jungs«, die sich hier unvermutet im weißblauen »Ausland« begegnet waren. Der herzliche Spontankontakt wurde schon am nächsten — mehrfach verlängerten — Abend an der Hotelbar nachhaltig vertieft, auf eine wohlbekannte Weise, die nicht näher erläutert zu werden braucht: Wir lieben beide einen guten Tropfen, und Konsalik ist ein ganz vortrefflicher Weinkenner. Die Szene dieses »Abends« — er endete gegen drei Uhr morgens — hat sich seither, in leichten Abwandlungen, noch oft wiederholt — Konsaliks Spezialität Trockenbeerenauslese spielte jedes Mal eine hervorragende Rolle dabei. Lag es an ihr, dass bei den gegenseitigen Besuchen immer etwas »vergessen« wurde? Oder handelte es sich nur um eine liebenswürdige List, den anderen »gleich morgen« noch einmal sprechen zu können? Denn länger als ein paar Tage halten wir es ohne einander sowieso nicht aus, bei jedem Wiedersehen, das nur immer viel zu kurz ist, herrscht himmelhohe Freude.
Natürlich wäre es ein Irrtum, zu glauben, wir hätten einer dem andern nicht mehr zu bieten als fröhliche Zechkumpanei. Wir helfen uns wirklich wechselseitig »mit Rat und Tat«, wo es nur geht; auch recht private Dinge werden offen und freimütig besprochen. Dass die beiden Ehefrauen an unserer Freundschaft so verständnisvoll teilnehmen, dass sie selbst mittlerweile unzertrennlich sind, beglückt uns zusätzlich.
Wenn man mich fragte, was ich an der Persönlichkeit meines Freundes Konsalik am meisten schätze, so würde ich antworten: den Humor, das Heitere» lausbübisch Verschmitzte seines Wesens — der Mann scheint ja immer gute Laune zu haben! — dann aber auch die allgemeine Aufgeschlossenheit, die Vielseitigkeit seiner Interessen — alles kann ihm zu Stoff seiner Romane werden! —, und schließlich, doch nicht zuletzt, der Mangel an jeglicher Selbstgefälligkeit und Eitelkeit, wie man sie bei anderen Prominenten leider mitunter beobachten muss: Konsalik ist immer natürlich, er »macht« nichts »her«, ist frei von aller Pose und Gespreiztheit. Immer wieder betont er, dass er sein Talent nur als ein »geschenktes Glück« ansieht, für das er dankbar zu sein hat — wie könnte er sich darauf etwas einbilden? Ich lese prinzipiell alles von Konsalik, unabhängig vom Thema — mich reizt die besondere Machart seiner Romane stets von neuem, sie ist unverwechselbar. Freilich habe ich im Verhältnis nur wenig Zeit zum Lesen, aber ein Urlaub ohne Konsalik-Bücher ist glatt undenkbar. Doch auch zwischendurch, wenn ich mal etwas Luft bekomme, ist Konsalik genau das Richtige. Besonders beeindruckte mich natürlich seinerzeit »Der Arzt von Stalingrad«, in den letzten Jahren »Wer stirbt schon gerne unter Palmen«, »Ein Sommer mit Danica« und kürzlich »Das Haus der verlorenen Herzen «, der ungeheuer spannende Roman um Medizin und Mafia. Was mir vor allem imponiert, sind Konsaliks Frauen, wahre Traumweiber, die einen förmlich umlegen – wo nimmt er die nur immer wieder her?”
Schon lange ist es mein Wunsch, dass Freund Konsalik mir einmal eine hübsche Rolle schreibt. Das hat er, was den Film betrifft, bereits vor einiger Zeit mit dem »Geheimnisträger« getan.
Er verfasste das sehr amüsante Drehbuch zu dieser Leinwandkomödie, in der ich ein braver Tourist bin, der ahnungslos in das Dickicht diverser Geheimdienste gerät. Eine ergötzliche Satire auf das Agentenunwesen! Wir flogen damals alle miteinander, auch die Frauen, zur Produktion nach Rhodos und verbrachten dort unvergessliche Wochen der Arbeit, aber auch Entspannung. Der Film sollte irgendwann einmal ins ZDF, doch man zog aus Planungsgründen erst einiges vor und »vergaß« die Sache dann.
Nun hat mir Konsalik, den seine alte Jugend-Liebe zum Theater ja nie verlassen hat, feierlich ein Stück für mich und meine Bühne versprochen. Es gibt auch schon eine ziemlich ausgereifte Idee dazu und, glaube ich, einige Partien im Entwurf. Gewiss sehe ich ein, dass die Romane vorgehen, und warte geduldig -aber ich bin ganz sicher, dass es nicht allzu lange mehr dauern wird, bis es heißen kann: Willy Millowitsch auf seinem Theater in einer Bombenrolle seines Freundes Heinz G. Konsalik.